Von Italien auf Umwegen nach Lübbenau.
Ursprünglich stammen die Lynars aus der Toskana, weshalb der spätere Festungsbaumeister Rochus Graf zu Lynar (1525-1596), der Urahn der deutschen Familienlinie, auch als Roch Guerrini zu Linar bekannt ist. Die Schreibweisen waren im Laufe der Jahrhunderte unterschiedlich, seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert wird der Familienname jedoch durchgängig „Lynar“ geschrieben.
Den italienischen Ursprung der Familie bezeugt bis heute das Wappen, das zwei Zinntürme mit Flachsblüten sowie zwei Schlangen auf einem Blau und Gold quadrierten Schild zeigt. Die Blüten verweisen auf die flachsreiche toskanische Umgebung und werden auch im Namen der Familie verbildlicht (Linum = Leinen). Zunächst kam Graf Rochus nach Frankreich, wo der Festungsbau zu seinem Spezialgebiet wurde. Im Zuge des zweiten Hugenottenkrieges wurde Frankreich für ihn jedoch zu gefährlich, weil er Partei für die Hugenotten ergriff. So kam es, dass Graf Rochus 1568 seinen Lebensmittelpunkt Metz verließ und auf Einladung von Pfalzgraf Johann Casimir nach Heidelberg kam. Rasch sprach sich sein guter Ruf herum und er stand schon bald in Diensten des Sächsischen Kurfürsten August. Weitere Kurfürsten warben um den versierten Baumeister und so stand er zwischenzeitlich parallel in den Diensten der Landesherrn von Brandenburg, Sachsen, Hessen, Anhalt und der Pfalz. Neben vielen anderen – Graf Rochus war nämlich auch ein erfindungsreicher Artillerist – verantwortete er die Spandauer Festung mit Zitadelle, die Festung Peitz und wirkte an der Erweiterung des Berliner Stadtschlosses mit.
In Brandenburg wurde er beruflich, sozial und politisch schnell integriert und galt nicht einfach als der Ausländer mit dem großen Sachverstand – eine neue Heimat war gefunden und zugleich der Grundstein gelegt für die Stellung der Familie und ihre Werte in Deutschland. Nach dem Tod von Rochus Graf zu Lynar im Jahre 1596 ernannte der Kurfürst dessen Sohn Johann Casimir Graf zu Lynar, benannt nach jenem Johann Casimir, der Graf Rochus einst nach Deutschland holte, zum Nachfolger als Oberhauptmann der Festung Spandau. Graf Johann Casimir – der eine außergewöhnliche Bildung genoss und fest in den höfischen Kreisen integriert war – heiratete 1599 Elisabeth, Enkelin des berühmten kurbrandenburgischen Kanzlers Lamprecht von Distelmeyer und die Tochter des brandenburgischen Kanzlers Christian von Distelmeyer. Dieser war mit Graf Rochus befreundet und die Ehe damit von besonderer Bedeutung, weil sie zwei um den Staat Brandenburg verdiente Familien zusammen brachte und die Lynars schließlich nach Lübbenau führte.