Elisabeth Gräfin zu Lynar – eine bemerkenswerte Frau.
Das anbrechende 17. Jahrhundert kündete von allerlei Unruhen, die auch die Familie Lynar nicht unbeschadet ließen. Nur ein Jahr nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges starb Johann Casimir Graf zu Lynar 1619 im Alter von 50 Jahren. Seine erst 37 Jahre alte Witwe Elisabeth sollte fortan eine schwere Zeit überstehen, die Familiengeschicke aber dennoch fest in der Hand behalten und die Familiengeschichte prägen.
Elisabeth Gräfin zu Lynar (1582-1652), geb. von Distelmeyer, erwarb im Jahre 1621 das „Städtchen und Ambt“ Lübbenau im Spreewald nebst umliegender Dörfer. Der Besitz war ein Teil des gewaltigen Vermögens der Familie von Schulenburg. Über die Güter des damaligen Schlossherren Joachim II. von der Schulenburg wurde der Konkurs verhängt und die Herrschaft Lübbenau ging nach seinem Tod 1621 in die Hände der Witwe des Grafen Johann Casimir zu Lynar (1569-1619) über.
Elisabeth startete im Spreewald in keiner beneidenswerten Lage. Mit erst 37 Jahren war sie früh verwitwet. Ihr Schwiegervater (der Festungsbaumeister Rochus) und ihr Vater, beide eng befreundet, hochangesehene Beamte und Berater des Kurfürsten, waren bereits verstorben. Für Lübbenau verkaufte sie Besitztümer, welche die Familie in Franken besaß und zog mit ihren Kindern Johann Siegmund und Elisabeth Sophie vom Lynarschen „Schloss“ in Spandau in das von den Schulenburgs errichtete Renaissanceschloss Lübbenau. Damit wechselte die Familie der Grafen zu Lynar vom Hof- und Beamtenadel in den Status des Grundadels.
Das Lübbenauer Schloss selbst hatte bis zu Elisabeths Ankunft bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Im 8. Jahrhundert befand sich dort eine slawische Burgwallanlange. Nach dessen Zerstörung im 9. Jahrhundert blieb sie lange unbewohnt, erst im 12. Jahrhundert – als Lübbenau zum Rittersitz wurde – kam es zur Errichtung einer frühgotischen Wasserburg, die später dem Renaissanceschloss weichen sollte.
Drei Jahre vor ihrer Ankunft hatte der 30-jährige Krieg begonnen, eine Zeit, die Elisabeth als „blutweinende Zeiten“ beschrieb, „in denen man kaum das Allernötigste zum Leben hatte“. Die neuen Aufgaben wie die Leitung der Gutswirtschaft und die Organisation der Verwaltung Lübbenaus waren kaum zu bewältigen. Nicht nur der Krieg wütete und Plünderungen drohten, auch die Schulenburger Gläubiger versuchten die Lübbenauer Herrschaft zurückzuerhalten.
Drei Jahrzehnte sollte der Krieg andauern, in dem die verfeindeten Heere wechselseitig auch die Niederlausitz mit schlimmen Grausamkeiten überzogen. Oft suchte die Herrschaft zusammen mit den Lübbenauer Bürgern vor den Schweden Zuflucht in den Wäldern des Spreewaldes. Gräfin Elisabeth tat alles, um weitere Belastungen von ihren Untertanen fern zu halten. Sie wehrte sich gegen die Inanspruchnahme, Bürger als bäuerliche Arbeitskraft und Vieh für kriegerische Zwecke einzusetzen oder die auferlegte Einquartierung von Soldaten. Trotz wiederholter Plünderungen und Brandschatzungen gelang es ihr, das neue Besitztum durch den Krieg zu führen. Da Lübbenau damals nicht zu Brandenburg, sondern zu Sachsen gehörte, waren die guten familiären Beziehungen zum Sächsischen Hof, dessen Kurfürst Johann Georg die schützende Hand über den Lynarschen Besitz hielt, von großem Vorteil.
Auch Elisabeths einziger Sohn Johann Siegmund wurde in das Kriegsgeschehen hineingezogen und kam 1643 schwer verwundet zurück, so dass die Bürde der Verwaltung weiterhin von ihr abhing. Nach allgemeiner Erschöpfung der Kriegsparteien wurde endlich der Westfälische Friede geschlossen. Zwar lagen Lübbenau und der weitflächige Landbesitz danieder, ihre letzten Lebensjahre konnte Elisabeth jedoch in Friedenszeiten verbringen. 1652 starb sie schließlich im Alter von 70 Jahren. Erst jetzt sollte ihr Sohn als erster Standesherr übernehmen.