Der „schöne Lynar“ und die Erweiterung des Schlossensembles.
In jenen Zeiten sollten die Männer der Lynars nicht sehr alt werden. Graf Siegmund Casimir (1648-1686) wurde nur 37 Jahre, sein Sohn Friedrich Casimir (1673-1716) 43 Jahre alt als er 1716 starb. Es waren die Frauen, die die Familie und die Standesherrschaft in Ordnung hielten. So wie Friedrich Casimirs Witwe Eva Elisabeth (1672-1745), geb. von Windisch-Graetz, die nicht nur die Erziehung der Kinder besorgte, sondern sich bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes Moritz Carl auch um die Familienbesitztümer kümmerte. In der Bevölkerung war sie beliebt und als ‚alte Mama‘ bekannt, die unter anderem dafür sorgte, dass in Lübbenau ein Fahrdamm durch die sumpfigen Wiesen um die Stadt am westlichen Spreewaldrand angelegt wurde.
Ihren Sohn Moritz Carl (1701-1768), der als der ‚schöne Lynar‘ bekannt war, wurde ein Gesandter des Sächsischen Hofes, von wo aus es ihn bis nach St. Petersburg verschlug. Er ließ 1745 den Marstall errichten – der damals noch Kavaliershaus genannt wurde – ein langgestrecktes, zweigeschossiges Fachwerkhaus, in dem er zeitweise wohnte und das heute als Urlaubsresidenz Gäste beherbergt.
Auch die Kanzlei wurde in dieser Zeit zwischen 1745 und 1748 errichtet, wo der Lübbenauer Standesherr die Gerichts- und Polizeigewalt ausübte. In der Kanzlei war der gräfliche Hofrichter tätig. Ein Jahrhundert später, nachdem die grundherrliche Gerichtsbarkeit aufgehoben wurde, diente die Kanzlei über viele Jahrzehnte als gräfliche Bibliothek. Seit 2019 ist sie für Spreewaldurlauber geöffnet.
Graf Moritz Carl stellte noch vor seinem Tod die Mittel für den Neubau der Lübbenauer Kirche bereit, die zugleich ein standesgemäßes Umfeld für sein Grab werden sollte. Der Bau der Kirche wurde von 1738 bis 1741 ausgeführt. Am 12. Februar 1741 ist die erste Predigt in der neuen Kirche gehalten worden.
Noch heute ist ein eindrucksvolles Epitaph in der Kirche zu bewundern, das Moritz Carl vom Dresdener Hofbildhauer Gottfried Knöffler neben dem Altar errichten ließ. Sandsteinsarkophage an der Nordwand des Kirchenschiffes enthielten die hölzernen Särge des Moritz Carl zu Lynar und seiner Gemahlin Friederike Henriette, geb. von Fleming.