Eine kurze Standesherrschaft folgt auf die nächste.
Da Moritz Carl keine Kinder hatte, übernahm sein Bruder Rochus Friedrich Graf zu Lynar (1708-1781) zunächst die Amtsgeschäfte in der Standesherrschaft, bis dessen Sohn Christian Ernst (1742-1784) als Nachfolger die Aufgaben übernehmen konnte.
Hervorragend ausgebildet wie sein Bruder, erlangte Graf Rochus Friedrich unter anderem hohes Ansehen am dänischen und schwedischen Hof und weilte mit seiner Familie viele Jahre in Schleswig. Erst als sein Bruder Moritz Carl krank wurde, kehrte er nach Lübbenau zurück, wo er vorübergehend das Schloss Beuchow bei Lübbenau bezog. Trotz finanzieller Engpässe gelang es ihm 1768, das Gut Seese zu erwerben und damit die Herrschaft Lübbenau erheblich zu vergrößern.
Zudem ist er verantwortlich dafür, dass Lübbenau über eine der höchsten Kirchen in der Region verfügt. 1778 gab Rochus Friedrich den Auftrag an den sächsischen Festungsbaumeister Christian Friedrich Renner, den Kirchturm auf rund 60 Meter zu erhöhen. Die Ausführung oblag einem Lübbenauer Bau- und Zimmermeister. Ein Teil des Turmes wurde abgetragen. Dies war notwendig geworden, da der Turm nicht mehr im richtigen Verhältnis zur neuen Kirche stand. Der Schall der Glocken wurde durch das neue Kirchendach zu sehr gehemmt. Eine Gedenktafel in der Lübbenauer Nikolaikirche erinnert bis heute an Rochus Friedrich Graf zu Lynar.
Im Alter von 60 Jahren übertrug er die Amtsgeschäfte bereits offiziell an seinen Sohn Christian Ernst. Unter seiner Ägide wurde der Erlass bekanntgegeben, die Abholzung des Spreewaldes zu verhindern und es wurde festgelegt, wo die Lübbenauer Holz hauen dürfen und welche Baumbestände zu pflegen waren. Auch ließ er nach einer verheerenden Überschwemmung 1772 einen neuen Spreegraben anlegen sowie Begradigungen der alten Fließe vornehmen, was die Hochwasserlage deutlich entspannte.
Aus seiner Zeit in Holland und Ostfriesland brachte er auch das Schlittschuhlaufen mit und zeigte es den Lübbenauern, die seitdem bei dickem Eis auf den Fließen ihren Runden drehten. Er tat sich aber auch mit der Renovierung des Schlosses hervor, das bald schon zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt des Spreewaldes wurde, wo Staatsmänner, Gelehrte und Künstler ein und aus gingen, unter ihnen auch König Friedrich II., der das Anwesen mehrfach mit seiner Gegenwart beehrte.
Nach dem Tod seines Vaters 1781, wurde Graf Christian Ernst rechtmäßiger Verwalter der Standesherrschaft, die er zuvor schon seit über zehn Jahren betreute. Doch auch er starb jung, mit nur 42 Jahren. Da in der Kirche kein Platz mehr für weitere Familienmitglieder war, veranlasste er die Errichtung eines neuen Erbbegräbnisses nahe der Zerkwitzer Kirche. Seinem Sohn Graf Rochus August (1773-1800) war ein gleichsam kurzes Wirken in Lübbenau beschieden, er wurde nur 27 Jahre alt und starb im Jahr 1800. Ihm folgte Hermann Rochus Graf zu Lynar (1797-1878), der beim Tod seines Vaters jedoch erst drei Jahre alt war.